Freinsheim, 12. Juni 2022. 17:23.
Ich sitze auf dem Balkon meiner Eltern. In weniger als 24 Stunden bin ich schon auf dem Weg nach Marseille. Fühlt sich noch ziemlich unwirklich an. Während die Vögel vor sich hin zwitschern und die Sonne auf meinen Rücken scheint, gehe ich noch einmal die Punkte auf meiner gedanklichen Liste durch:
- Rucksack fertig packen – Check
- Birkenstocks putzen – Check
- Proviant vorbereiten – ups
Es kann also (fast) losgehen. Kann es das?
Ich versuche mich an den Moment zurück zu erinnern, an dem ich beschlossen habe, diese Reise alleine zu machen. Es muss ein ziemlicher belangloser Tag im Januar gewesen sein, an dem ich mal wieder so deprimiert vom Wetter war, dass mich das Reisefieber gepackt hat. Viel mehr Erinnerung ist da nicht – obwohl ich seit diesem Tag oft überlegt habe, woher der plötzlich der Mut kam, alleine loszumachen. Einen Monat meiner Reise für alles ganz alleine verantwortlich zu sein. Zwei Monate meinen Freund nicht zu sehen, so lange wie noch nie in den letzten vier Jahren. Naja, immerhin habe ich diesen Abscheid jetzt schon hinter mir.
Wie auch immer ich diesen Mut zusammengekratzt habe – Jetzt gilt es, ihn zu nutzen.
In den letzten Tagen wurde ich immer wieder gefragt, ob ich schon aufgeregt bin. „Ach, bis dahin muss noch so viel erledigt werden, ich hab noch gar keine Zeit aufgeregt zu sein“, war immer meine Standardantwort. So langsam zieht das aber nicht mehr – bis auf Grillen, schlafen und ein paar letzte Dinge in den Rucksack schmeißen ist da nichts mehr. Ob ich jetzt aufgeregter bin? Irgendwie trotzdem nicht. Eher im Gegenteil – Ich bin selten so ruhig und ganz bei mir. Vielleicht fühlt es sich so an, genau das Richtige zu machen?
Keine Kommentare